Die beste Frau der Welt –
eine Verweigerung von Ronja von Rönne
ch wollte immer schon die Geschichte meiner Großmutter niederschreiben. Sie ist die wärmste, klügste, schönste Frau der Welt, Heldin meiner Kindheit, Heldin meines erwachwachsenen Ichs. Ich könnte Seite um Seite um Seite mit einem Loblied auf sie füllen. Nicht, weil ich Autorin bin und schreiben mein Beruf, sondern weil es sehr, sehr einfach ist, begeistert von ihr zu sein.
Schriftstellerin sein, Bücher schreiben an sich ist, sorry, nur meine subjektive Meinung, ein ziemlich bescheuerter Beruf. Ständig muss man sich was ausdenken und gleichzeitig Ideen und Selbstzweifel, Größenwahn und scheinbare Aussichtslosigkeit managen, wie so ein mittel begabter Wanderzirkus-Dompteur. Romane schreiben, sich Figuren und Handlung auszudenken ist anstrengend und doof und, kleiner Tipp für angehende, übermotivierte Autorinnen: im seltensten Fällen psychisch oder finanziell profitabel.
Was hingegen reine Freude bereitet und mir leicht fallen würde: Eine Hommage auf und an und für meine Großmutter zu schreiben. Die ist schließlich, im Gegensatz zu meinen halbgaren Protagonisten, eine echte Heldin. Mit Vorgeschichte und Schicksal und all dem Zeug, das man sich als Autorin sonst mühselig ausdenken muss.
Dies war also der tröstliche Plan B in meinem Hinterkopf: Wenn das alles nix wird, denk ich mir jedes Mal, wenn ich mein aktuelles Romanprojekt verfluche, schreib ich einfach ein Buch über Gromi, denn so heißt meine Großmutter für mich und meinen Bruder und meine Cousinen und alle meine Freunde und meinen Mann.
Und vielleicht hätte ich das auch getan, wenn ich nicht von Edith für dieses Projekt angefragt worden wäre. Man muss nämlich zweierlei Dinge wissen:
Erstens weigere ich mich grundsätzlich, irgendeinen Text für lau zu verfassen und zweitens hat Edith mir sehr schnell klar gemacht, dass es für diese Anfrage sowas von überhaupt kein Budget gibt, weil sie dieses große Vorhaben nämlich völlig unbezahlt und aus Idealismus stemmt. (Streberin)
Um beiden, also meinen Prinzipien und ihrer Anfrage treu zu bleiben, weigere ich mich dementsprechend schlicht, mehr als 20 Minuten in diesen Text zu investieren. Weil meine Liebe und mein Respekt gegenüber Gromi viel zu groß für einen Zwischendurch-Text ist. Weil sie mich betreut, aufgefangen, begleitet und immerschon: unbedingt geliebt hat.
Und deswegen tut es mir leid, liebe Edith, aber mitunter sind Großeltern das Beste der Welt, und das Beste der Welt hat mehr verdient, als ein Beitrag zu sein, so nobel der Anlass auch sein mag. Gromi: Das ist meine Großmutter, und viel mehr als das, ein fester Ankerpunkt meines Lebens, und weder ein kurzer Text, noch ein sehr dickes Buch könnte ihr je gerecht werden.